Carsten Eggers /Berlin

Seltsam genug, dass man eine Kreativpause an seinem eigenen Wohnort macht, so erinnere ich mich doch gleichzeitig an meine hohen Erwartungen, die ich an das Anderssein einer dortigen Lebensweise knüpfte. Wie überrascht war ich, als ich merkte, wie normal man das Leben in der Platte empfinden kann, sobald man einmal die Gropiusstadt in seinen persönlichen Horizont aufgenommen hat. Richtig klar wurde mir das erst, als ich im Spätsommer Juliane in der Wohnung besucht habe. Gegenüber hatten sie tatsächlich schon Weihnachts-Blinkerkram an den Balkon gemacht, im Fahrstuhl wurde sich wieder mit Wildfremden unterhalten, als würde man sich schon ein Leben lang kennen, usw. Das ist zu Anfang vielleicht seltsam, aber in Wirklichkeit nichts Besonderes, eigentlich! Unterm Strich sind die Eigenheiten der Menschen natürlich nicht mehr oder weniger schräg als anderswo, was für uns bedeutet: Der Lebensstil von Künstlern wird auch hier von der Variabilität aller möglichen Schrägheiten absorbiert und interessiert ansonsten niemanden. Urlaub. Inspirationen gibt es zuhauf, gerade wenn man die Zeit und den Wunsch hat, danach Ausschau zu halten.

Ein Kunstwerk im öffentlichen Raum? Als Erstes müsste es resistent sein gegen Vandalismus und Diebstahl. Nur wen sollte das Kunstwerk kümmern, gesetzt den Fall, man würde die Gropiusstädter überhaupt ansprechen wollen? Ideal ist dieses gnubbelige Ding auf dem Bat-Yam-Platz. Es steht da, tut keinem weh und so richtig kapiert es keiner – also gehört es in unsere Mitte! Vielleicht doch mit einem eher sozialen Hintergrund... Aber wie arrogant wäre das. Überprüfe deine Motive, denn du bist hier nur zu Gast. (Könnte man diesen Satz nicht auf dem Weihnachtsmarkt in eine Baumstammscheibe brennen lassen und über die Wohnungstür hängen?)