Anne Porst /Berlin

MALIS (AFP) Gropiusstadt. Hochhaus. 8. Stockwerk. Blick auf weite Felder.
Wabenverhalten. Neugierde. Ein Fernglas auf der Fensterbank. Kataloge, Flyer, Spuren der
Vorgänger. Ich trete auf den Balkon hinaus und schaue hinunter. Sie, die anderen, haben sich unten umgeschaut - ich ziehe mich lieber zurück. Es ist nicht so hoch. Es ist kein Panzerglas. Stahlträger werden es dennoch sein. Es ist nicht New York. Ich reorganisiere das Inventar. Ich entleere das Schlafzimmer, nur die Matratze verrücke ich nicht. Tagsüber wird sie an die Wand gelehnt. Nachts habe ich Angst. Ich vertraue dem Türschloss nicht. Mir missfällt die anfallende Stille.

Am nächsten Tag besorge ich eine Nähmaschine. Ich beginne mit dem Pausvorgang. Der Prozess nimmt mehr Zeit in Anspruch, als ich je gedacht hätte, es ist nicht die Technik, es sind die Bilder, es ist meine Empfindlichkeit. In den Passagen ist die gewünschte Plastikfolie nicht erhältlich. Ich fahre in den Prenzlauer Berg. Spät kehre ich in die Wohnung zurück und finde im Flur alte Zeitschriften. Ich entschließe mich, den Katalog HERE IS NEW YORK zu kaufen.

Die Menschen scheinen ganz zufrieden zu sein, in der Gropiusstadt. Es gibt viele Kinder, richtige Cliquen, die sich nachmittags auf Parkbänken gruppieren. Es gibt neuere und ältere Wege, alle führen zu den Passagen. An diesem Wochenende kann man bis 24h einkaufen. Es gibt Menschen und es gibt Hunde, die Menschen, die sich Hunde halten, erkenne ich wieder.

Es ist Mittsommernacht. Ein Gewitter. Der Blick aus dem 20. Stock ist umwerfend. Ich halte mir die Ohren zu. Zwei Hähnchen sind billiger als eines. Die Bücherei entdecke ich am vorletzten Tag. Mit der Kamera komme ich nicht zurecht, aber das stört mich nicht. Ich mag die Bilder der Anderen. Ich bin gerne hier gewesen, auch wenn ich mich nachts gefürchtet habe.