Inge Krause/Berlin

Aufenthalt in Gropiusstadt, 12. bis 17. Oktober 2004

Meine künstlerische Arbeit findet überwiegend im Atelier statt. Insofern bot Gropiusstadt eine willkommene Möglichkeit zur Horizonterweiterung.

Ich untersuche Erscheinungsqualitäten von Farbe. Meine sogenannten Farbstücke bestehen nur aus Acrylfarbe und werden direkt auf der Wand befestigt.

Einige dieser Farbstücke habe ich mit nach Gropiusstadt genommen, um sie ihren Bewohnern leihweise als Wandschmuck anzubieten. Dabei interessierte mich nicht nur ihre Wirkung außerhalb tradierter Ausstellungskontexte, sondern vor allem die Vorstellungen, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen, die ihr Verhalten beim Dekorieren der Wohnung bestimmen. Über die Farbstücke wollte ich mit ihnen ins Gespräch kommen. Meine Werbekampagne hat auch tatsächlich zu zahlreichen Kontakten geführt, doch ich konnte nur ein Farbstück in einer Wohnung platzieren.

Besonders interessant war ein Ausstellungsbesuch bei den „Gropiusstädter Sonntagsmalern“, die sich in ihren Bildern eine Gegenwelt zur Realität der grauen Plattenbauten schaffen und dem Ausblick aus dem Fenster eine Idylle an der Wand entgegensetzen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Ansprüche ist die sich in diesen Bildern ausdrückende Sehnsucht nach dem Anderen, nach einer Gegenwelt, etwas Gemeinsames von Sonntags- und Alltagsmalern.

Ich habe für die Gropiusstädter eine Reihe von Fotos gemacht, in denen Teile der Architektur durch die zum Teil transparenten Farbstücke verdeckt sind. Auf diese Weise entstehen Imaginationsräume, die die Realität von Gropiusstadt einbeziehen.