Jürgen Palmtag/Schörzingen

Straßenmusik

Geräusche/Sounds/Stimme – im Live-Mix erzeugt an drei Standorten in der Gropiusstadt: am 4./5. und 7.9.2007, jeweils ca. 40 -45 Minuten.

Dauer:
Nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr am Bat Yam Platz (4.9.).
Platz an der U-Bahn Station Wutzkyallee (5.9.) und im Bereich der U-Bahnstation Zwickauerdamm (7.9.)
Equipment:
Zwei 4-Spur Cassetten-Decks / Vocoder / Kleinmischpult / 2 Mikrofone / Aktives PC-Lautsprechersystem / Stimme / Harmonikas / Kabelrolle / Klapptisch

Ausgangspunkt war die Gastwohnung im Gropiushaus. Jeweils nachmittags um 15
Uhr kam Uwe, und wir packten mein Equipment zusammen. Die erste Station: der Bat Yam - Platz nahe der U-Bahnstation Lipschitzallee, im Eingangsbereich eines ehemaligen Ladengeschäftes. Etwa 40 Minuten „Platzbeschallung“: undeutliche Sprachfetzen/Geräusche/Klänge, beiläufige Verwunderung der Passanten – da sitzt einer auf einem Klappstühlchen, hantiert an irgendwelchen Geräten, und die Lautsprecher sind wegen ihrer bescheidenen Größe kaum wahrnehmbar.

Einen Tag später, am Platz an der U-Bahnstation Wutzkyallee: Ich sitze auf dem Sockelrand
der platzbestimmenden Edelstahlskulptur, Strom gibt’s am Verteilerkasten einer Gerüstbaufirma. Uwe muss dafür noch in einem gegenüberliegenden Baumarkt ein Verlängerungskabel kaufen.
Meine Klänge – von Harmonikafolklore - Splittern über elektronische Brummschleifen bis zu
Schreien – mischen sich unter die Arbeitsgeräusche der Gerüstbauer. Auch ein kleiner türkischer
Junge kriegt mal das Mikro, andere fragen: Was machst du da – ist dir langweilig?!

Zwei Tage später an der U-Bahnstation Zwickauerdamm: Gegen 16 Uhr sitze ich in der
„Anlieferungsgasse“ eines Schlecker-Marktes, von dessen Außensteckdose wir den Strom beziehen.
Hinter mir die Tür zu einem Parkhaus, aus der heraus übrigens die einzige kategorische Missfallens-
Äußerung während der drei Tage ertönt. Ich antworte mit kratzenden Geräuschen und hochfrequentem Piepen! Es gab auch die Aufforderung, mal was Nettes zu spielen...
Nach etwa 40 Minuten beendet ein Mitarbeiter eines privaten Bewachungsunternehmens freundlich
die Aktion.

Drei Tage an drei Plätzen in der Gropiusstadt – drei, von manchen mehr, von manchen weniger beachtete Eigentümlichkeiten am Rande des Alltags – Spuren in der flüchtigen Erinnerung – könnte alles ja auch ein wenig anders sein...!
Und Unangemeldetes im nicht institutionalisierten Rahmen ist allemal spannender – so als Fazit.