Sven Stuckenschmidt / Berlin

/ 2008

»Ich hatte das Fenster in meinem Zimmer weit geöffnet und schaute auf die Straße, die sich im Dämmerlicht weit bis zum Ende der Ortschaft dahin schlängelte. Nichts rührte sich ringsum, und ich blieb am Fenster meines Zimmers stehen, um die frische, nach nassen Kräutern duftende Nachtluft einzuatmen. Der Hafen war von meinem Fenster aus nicht zu sehen, aber ganz in der Nähe hörte ich gedämpft das Meer rauschen, ein Murmeln eher, das fast schon in Stille überging und Sinnen und Geist allmählich ein wenig Erleichterung brachte. […]
Ich sog die frische Nachtluft ein und schaute in den tief dunklen Himmel, ein paar langgestreckte, schwarze Wolken durchzogen langsam den Lichtkreis des Mondes. Schließlich klappte ich den Laden zu und streckte mich auf dem Bett aus, wo ich lange mit offenen Augen im Dunkel lag, ohne einschlafen zu können.« Aus: Jean-Philippe Toussaint, Der Köder.

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